1417 Lis
1431.
110 Geschichte des Mittelalters.
Das Koncil zu Konstanz (1414—1418).
Z 329. Papst Johannes Xxiii. f welcher von König Ladislaus
von Neapel bedrängt wurde, schrieb endlich ein Koncil nach Konstanz
aus, wo er selbst im November 1414 cintras. Die versammelten
Väter beseitigten zuerst das Schisma der drei Päpste; der eine Papst
dankte freiwillig ab, Johann Xxiii. aber nur bedingt und entfloh end-
lich, indem er auf Herzog Friedrich von Oesterreich, den Feind
des Kaisers, baute, allein Friedrich kam in die Acht, verlor den Aargau
an die Eidgenossen, und war froh, als er von dem Kaiser wieder zu
Gnaden angenommen wurde, Johann Xxiii. aber wurde gefangen zu-
rückgebracht und abgesetzt.
Huß stellte sich vor dem Koncil, widerrief aber nicht, als (6. Juli
1415) von dem Koncil 30 seiner Sätze als häretisch verworfen wur-
den, sondern beharrte darauf, daß er zuerst widerlegt werden müsse.
Dadurch verweigerte er offenbar den kirchlichen Gehorsam und wurde
als Häretiker verurtheilt und verbrannt; gleiches Schicksal hatte 1416
sein Schüler Hieronymus Faul fisch von-Prag.
Das Koncil traf noch manche Bestimmung für die Ordnung der
Kirche, setzte Benedikt Xiii. ab, worauf die Wahl eines neuen Papstes
vorgenommen wurde, der als Martin V. regierte und das Koncil am
22. April 1418 schloß.
Der Hussitenkrieg (1419—1435).
§ 330. Die Nachricht von dem Feuertode des Johannes Huß ver-
ursachte eine furchtbare Erbitterung in Böhmen und als Wenzel 1419
starb, so wurde sein Nachfolger Sigismund nicht anerkannt. Die Böhmen
wählten den Kelch, welchen Huß für die Laien bei dem Genüsse des Abend-
mahls gefordert hatte (sub utraque forma, d. h. unter beiderlei Gestalt,
daher der Parteiname Utraquisten, oder von calix, d. h. Kelch, Ka-
lixtiner), zu ihrem Glaubenözeichen. Sie theilten sich aber selbst in
eine gemäßigtere Partei, welcher vorzüglich der Adel und die Städte an-
gehörten, und in eine heftige, die der Taboriten, welche Johannes
von Trocznow, genannt Ziska, ein vortrefflicher Feldherr, anführte.
Derselbe vertrieb das Heer Sigismunds aus Böhmen, zwang die ein-
heimischen Parteien mit-dem Schwerte zum Gehorsam, schlug 1421
bei Saaz ein deutsches Kreuzheer (im März 1420 hatten die päpst-
lichen Legaten eine Kreuzbulle gegen die Hussiten verkündet) und leitete
die Böhmen bis zu seinem Tode (12. Oktober 1424).
§ 331. Darauf theilten sie sich wieder in mehrere Parteien; die
Taboriten folgten dem großen oder geschorncn Prokopiuö (er
war Mönch gewesen), die Orphaniten oder Waisen dem kleinen
Prvkopius, die Horebiten dem Hynko Krussina, die Utraquisten
hatten den lithauischen Prinzen Sigmund Koribut einstweilen als
König aufgestellt. Trotz dieser Parteiungen wurden die Hussiten immer
furchtbarer; im Sommer 1426 erlitten die Sachsen und Thüringer
bei Außig, ein noch stärkeres deutsches Heer bei Mies 1427 eine ent-
setzliche Niederlage, und von da an bis 1431 machten die Hussiten ver-
wüstende Ausfälle bis tief in alle umliegenden Länder und schlepp-
ten unermeßlichen Raub über rhre Berge. Als im Jahr 1433 ein
Kreuzheer von 100,000 Mann bei Tauß auf schimpfliche Weise die
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Extrahierte Personennamen: Johannes_Xxiii König_Ladislaus
von_Neapel Ladislaus Johann_Xxiii Johann Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Friedrich Friedrich Johann_Xxiii Johann Benedikt_Xiii Martin_V. Johannes_Huß Sigismund Johannes
von_Trocznow Ziska Hynko_Krussina Sigmund_Koribut
18
Geschichte der neueren Zeit.
Die Türken
vor Wien
1529.
Das Kriegs-
marinewesen
derreforma-
tionszeit.
§ 44. Durch Ludwigs Ii. Tod wurde den Erbverträgen gemäß
Karls V. Bruder Ferdinand König von Böhmen und Ungarn,
allein die ungarische Krone machte ihm Johann Zapolya streitig,
der sich von einer Partei zum Könige wählen ließ und als er von den
Waffen Ferdinands bedrängt wurde, sich an den Sultan wandte. Dieser
erschien im Frühjahr 1529 mit großer Heeresmacht in Ungarn, zog
bei Mohacs Zapolyas Schwarm an sich, nahm Ofen, Gran, Ko-
morn und Raab, ließ ganz Niederösterreich durch siinen Vor-
trab verwüsten und plündern und schlug Ende September 30,000
Zelte vor Wien auf. Bis zum 15. Oktober belagerte er die Stadt
und öffnete durch Untergrabung der Mauern und Minengänge weite
Breschen, aber alle Stürme wurden von der Besatzung, welche der
Gras Ni kl aus von Salm befehligte, und der Bürgerschaft abge-
schlagen, so daß der Sultan nach schwerem Verluste abziehen mußte.
In Ofen erklärte er Zapolya zum Könige von Ungarn, erneuerte
1532 den Krieg mit furchtbarer Macht, verwüstete Oesterreich und
Steyermark, konnte aber die kleine Stadt Güns in 28 Tagen
nicht überwältigen, verlor zwei Heerhaufen durch Uebersälle und zog
nach mörderischen Kämpfen an der Drau nach Kroatien zurück, denn
diesmal hatte Ferdinand auch Unterstützung aus dem deutschen Reiche
erhalten.
8 45. So ly man wandte sich hierauf gegen die Perser, er-
oberte 1534 ihre Hauptstadt Tauris, nöthigte 1539 die Venetia-
ner zum Frieden, übernahm 1540 die Vormundschaft über den un-
mündigen Johann Sigismund Zapolya, schlug bei Pesth Ferdi-
nands Heer, verwies seinen Schützling sammt dessen Mutter nach
Siebenbürgen, verwandelte das eroberte Ungarn in Paschaliks und
machte Ofen zum Hauptwaffenplatz. Von der Königsburg dieser Stadt
wehten 145 Jahre hindurch die Roßschweife der türkischen Pascha, und
von 1541 bis 1546 leitete Solyman von da aus die Einfälle, durch
welche Schlesien, Mähren, Oesterreich und Steyermark
furchtbar litten, und vereitelte einen Feldzug des deutschen Reichs-
Heeres, das 1545 der Kurfürst I oachim von Brandenburg an
die ungarische Gränze führte. Nach einzelnen Waffenstillständen und
erneuerten Verheerungszügen kam endlich 1562 ein Friede auf acht
Jahre zu Stande, in welchem der Sultan alles eroberte Land behaup-
tete, dem jungen Zapolya Siebenbürgen und Oberungarn bis
Kaschau überließ, Ferdinand den Rest Ungarns behielt und dafür dem
Sultan einen jährlichen Tribut von 30,000 Goldgulden entrichten mußte.
Karl V. erobert Tunis 1534.
§ 46. Der Sultan bekämpfte den Kaiser nicht allein in Ungarn
und an der deutschen Gränze, sondern eben so nachdrücklich auf dem
Mittelmeere. Die gewöhnlichen Kriegsschiffe der damaligen Zeit, die
Galeeren, führten zwar Segel, waren jedoch mehr auf ihre Ruder ange-
wiesen, deren sie 25 auf jeder Seite führten, wobei ein Ruder von je fünf
Mann gehandhabt wurde; auch die größeren, Galeassen und Galeonen
genannt, waren unbehilfliche Segler. Zu Ruderknechten brauchten
Spanier, Italiener und Franzosen meistens Verbrecher, die Türken aber
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Karls_V. Karls_V. Ferdinand_König Ferdinand Johann_Zapolya Johann Ferdinands Mohacs_Zapolyas Raab Salm Ferdinand Johann_Sigismund_Zapolya Johann Ferdinand Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Wien Ungarn Ungarn Niederösterreich Wien Ungarn Oesterreich Kroatien Oesterreich Brandenburg Tunis Ungarn
Die Reformation in Deutschland.
21
Bauernaufstand verschuldet, den er nur mit Hilfe der Ritterschaft und
der Städte bewältigen konnte, wofür er den Ständen Rechte zugesteheu
mußte (Tübinger Vertrag oder „das alte Recht" 1514), welche
die fürstliche Macht außerordentlich beschränkten. Bald darauf ärgerte
er die deutschen Fürsten durch die Streitigkeiten mit seiner Gemahlin
Sabina, einer bayerischen Prinzessin, den deutschen Adel aber durch die
Ermordung des Ritters Hans von Hutten, welchen er der Buhl-
schaft mit der Herzogin beschuldigte, 1519 endlich bekriegte er die
Reichsstadt Reutlingen, weil Bürger derselben in einem Streite
einen Burgvogt erschlagen hatten, zwang sie zur Uebergabe und machte
sie zur württembergischen Landstadt. Als er keiner Mahnung des
schwäbischen Bundes Folge gab, sondern auf 12,000 schweizerische
Söldner pochte, schritt dieser zu bewaffneter Erecution, die Schweizer
verließen ihn, und da sich für ihn kein Arm erhob, so mußte er aus dem
Lande fliehen, der schwäbische Bund aber überließ Württemberg
gegen die Bezahlung der Kriegskosten dem König Ferdinand, ohne
auf die Kinder des Herzogs Rücksicht zu nehmen. Ulrich versuchte
während des Bauernkrieges vergeblich das Landvolk für sich zu gewin-
nen, er mußte abermals fliehen.
§ 53. Endlich nahm sich Landgraf Philipp seiner an, warb mit
französischem Gelde ein Heer, schlug bei Laufen am Neckar den 1531.
österreichischen Statthalter in Württemberg, worauf König Ferdinand,
der für die Behauptung Württembergs weder zureichende Mittel noch
Bundesgenossen hatte, in dem Vertrage von Kadan seine Ansprüche
aufgab. Ulrich reformierte, wie er natürlich dem Landgrafen zugesagt
hatte, das Herzogthum und die Universität Tübingen, und als der h^"ndna>
Markgraf von Baden-Durlach seinem Beispiele folgte, war die den-Durlach
Reformation im südwestlichen Deutschland gesichert. protestantisch.
§ 54. Durch beide Fürsten erhielt der Bund von Schmal-
kalden, dem die wichtigsten Reichsstädte im Südwesten Deutschlands
bereits angehörten, eine wesentliche Verstärkung, daher schloßen die
Herzoge von Bayern, die Erzbischöfe von Mainz und Salzburg, Kathousi^e
der Herzog Georg von Sachsen (Meißen) und Heinrich von Braun- °
schweig - Wolfenbüttel ein katholisches Gegenbündniß, der Kaiser
verhinderte aber den Ausbruch des einheimischen Krieges und gewährte
auch den nach dem Nürnberger Frieden übergetretenen Ständen 1532.
die Vortheile desselben. Balv darauf starb Georg von Sachsen, 1539.
worauf sein Bruder Heinrich das Land reformierte; dasselbe geschah
in Brandenburg nach dem Tode des Kurfürsten Joachim I.; auch Sachsen,
die Bischöfe von Lübeck, Kamin und Schwerin (ein funger Prinz Brandenburg
von Mecklenburg) traten über, der Erzbischof von Mainz mußte die ^sthüme"
Reformation in Magdeburg und Halberstadt gewähren lassen, protestantisch.
Hamburg und Bremen hatten schon früher Luthers Lehre angenom-
men, so daß fast ganz Norddeutschland ihr angehörte. Der
katholische Herzog Heinrich von Braunschweig - Wolfenbüttel
gerieth mit den schmalkaldischen Fürsten, besonders mit Johann Frie-
drich von Sachsen in heftigen Streit, woraus ein Krieg ent- Braun-
stand, in welchem Heinrich besiegt (1542) und zuletzt (1545) gefangen schweig pro-
wurde, worauf auch er sein Land reformieren lassen mußte. testanusch.
§ 55. Der Erzbischof Hermann von Köln wurde von der Re-
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Extrahierte Personennamen: Sabina Hans_von_Hutten Ferdinand Philipp Philipp Ferdinand Georg_von_Sachsen Heinrich_von_Braun-_° Heinrich Georg_von_Sachsen Heinrich Heinrich Heinrich_von_Braunschweig Heinrich Johann_Frie- Johann Heinrich Heinrich Hermann_von_Köln
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Württemberg Kadan Deutschland Deutschlands Bayern Mainz Salzburg Brandenburg Sachsen Schwerin Mainz Magdeburg Halberstadt Hamburg Norddeutschland Sachsen
24
Geschichte der neueren Zeit.
Passaucr ständen zum Abschlüsse, demzufolge der Landgraf von Hessen freige-
Aug"i552! ^ssen wurde und man sich gegenseitig Frieden, freien und ruhigen Ge-
brauch aller Rechte, Länder, Gerichtsbarkeiten und Religionsübungen
zusicherte; dieser Vergleich sollte bis zur endlichen Vereinbarung be-
stehen und auch dann gütig sein, wenn man sich wegen der Religion
nicht sollte vereinigen können.
8 61. Moritz verkündigte bei seinem Aufbruche gegen den Kaiser,
daß er „die alte Freiheit der deutschen Stände wieder Herstellen wolle,
welche von dem Kaiser mit erblicher, unerträglicher und viehischer Knecht-
schaft" bedroht sei. Gleichzeitig nahm der französische König Hein-
rich Ii. die Bisthümer Metz, To ul und Verdun ein und besetzte
diese Festungen, von denen Metz seitdem der Stützpunkt für die fran-
zösischen Operationen gegen Mitteldeutschland ist; auch auf Straß-
burg war es abgesehen, der deutsche Sinn seiner Bürger vereitelte
aber für diesmal die Anschläge des französischen Königs, der in einer
Proklamation die Deutschen seiner Uneigcnnützigkeit und Achtung ver-
sicherte und hoch betheuerte, daß er nur für die deutsche Freiheit
gegen den Kaiser eintrete. Gegen diesen hatte er auch einen Bund
mit Sultan Solpman geschloßen und eine französisch-türkische Flotte
erschien vor Neapel, mußte sich jedoch mit Verwüstungen an den
Küsten begnügen.
Reichskrieg gegen die Franzosen und Türken (1553).
§ 62. Nach dem Paffauer Vertrage vermochte der Kaiser doch so
viel in Deutschland, daß er einige Unterstützung zu einem Feldzuge
gegen die Franzosen erhielt und Moritz mit einem Heere gegen die
^/553" Türken nach Ungarn zog. Im Herbste noch brach Karl V. nach
Am 4. No- Lothringen auf, schlug die Franzosen in einem Treffen, konnte aber
vember. Metz trotz aller Anstrengung nicht erobern, denn der Herzog von
Guise vertheidigte die Stadt trefflich und die schlechte Witterung unter-
stützte ihn so nachdrücklich, daß der Kaiser im December nach großem
Verluste abziehen mußte. Auch Moritz kehrte aus Ungarn zurück, ohne
etwas Erhebliches ausgerichtet zu haben.
K 63. Der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulm-
bach, ein armer, aber kriegerischer Fürst, der mit Moritzen gegen den
schmalkaldischen Bund gefochten und hierauf den Ueberfall gegen den
Kaiser hatte ausführen helfen, leistete letzterem große Dienste in dem miß-
lungenen französischen Feldzuge. Nach demselben behielt er seine Lands-
knechte und Reisigen bei einander und begann einen Raubkrieg
gegen die Hochstifte von Trier, Würzburg und Bamberg, wandte
sich hierauf, als sich ein großer Bund in Süddeutschland gegen ihn
bildete, nach Niedersachsen, brandschatzte ohne Unterschied katho-
lische und protestantische Stände und verheerte ihr Gebiet. Endlich
Äic lothringischen Festungen den Franzosen ausgeliesert.
Tod des Äursürsien Moritz (11. Juli 1553).
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Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Karl_V. Karl_V. Moritz Albrecht_von_Brandenburg-Kulm- Albrecht Moritz_(
92
Geschichte der neueren Zeit.
blieb er doch selbst bis zu seinem Tode ein Barbar, der seine Minister
durchprügelte, wüste Zechgelage veranstaltete, grausam strafte und z. B.
als er die Strelitzew nach einer wiederholten Empörung vernichtete, in
eigener Person an 84 den Dienst des Henkers verrichtete.
Peter entreißt den Türken Asow (1699).
§ 239. Schon 1695, als Prinz Eugen die Türken in Ungarn
vor sich hertrieb, begann auch Peter einen Krieg gegen dieselben, denn die
Mündungen der russischen Ströme Don und Dniepr waren in der
Gewalt der Türken, Rußland also von dem schwarzen Meere aus-
geschlossen. Peter hatte eine Flotte auf dem Don bauen lassen, welche
gegen die türkische einen glücklichen Ueberfall ausführte; nach langer
Belagerung wurde Asow erobert und im Frieden von Karlowitz
an Rußland abgetreten, auch den russischen Schiffen freie Schiffahrt
auf dem schwarzen Meere zugestanden.
Peter verbündet sich mit Dänemark und Polen gegen
Schweden (1700).
§ 240. Seine Hauptanstrengung richtete Peter gegen Schweden,
welches Rußland vom baltischen Meere ausschloß, dessen Herrschaft er
als die unumgänglich nothwendige Grundlage der Macht Rußlands be-
trachtete.
.Schweden, durch Gustav Adolf zum Range einer Großmacht
erhoben, regierte nach seinem Tode während der Minderjährigkeit
seiner Tochter Christine ein Regentschaftsrath, von 1644—1654
Christine selbst, worauf sie die Krone niederlegte, in das Ausland ging
und 1689 in Rom starb (sie war katholisch geworden). Ihr folgte
Reg. 1654 Karl X. Gustav, Prinz von Pfalz-Zweibrücken, von mütterlicher
bis 1660. e'n her im Bunde mit dem großen Kurfürsten von Bran-
denburg das von dem unruhigen Adel zerrüttete Polen bekriegte und das-
1660. selbe im Frieden von Oliva zur vollständigen Abtretung Livlands
und Esthlands zwang, wie es schon 1657 im Vertrage von
Welau der Oberlehensherrlichkeit über Preußen (1618 durch Erb-
schaft mit Brandenburg vereinigt) entsagt hatte. Während des polni-
schen Kriegs griff der dänische König Friedrich Hl. die schwedischen
Besitzungen in Deutschland an, allein Karl X. eilte mit einem kleinen
Heere von der Weichsel herbei, eroberte 1657 Holstein, Schles-
wig und Jütland, marschierte im Januar 1657 über den gefroruen
kleinen Belt nach der Insel Fünen, über das Eis des großen Belt
nach Seeland vor Kopenhagen und zwang den dänischen König
zur Abtretung von Schonen, Bleckingen und Halland (im süd-
lichen Schweden; Friede von Roeskilde 26. Februar). Seiu Nachfolger
Reg. 1660 Karl Xi. hatte als Bundesgenosse Ludwigsxiv. kein Glück gegen Däue-
bis 1697. märf Brandenburg, drängte aber den schwedischen Adel aus seiner
angemaßten Stellung zurück und regierte sparsam und kräftig.
Der große nordische Krieg von 1700—1706. Kart Xii. (1697—1718).
§ 241. Gegen seinen 19jährigev Sohn Karl Xii. verbündeten
sich Czar Peter von Rußland, Friedrich August, Kurfürst von
Sachsen und König von Polen, sowie König Friedrich Iv. von
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Peter Peter Peter Gustav_Adolf Gustav Adolf Christine Christine Karl_X Karl Gustav Gustav Friedrich_Hl Friedrich Karl_X Karl Karl_Xi Karl Karl_Xii Karl Peter_von_Rußland Friedrich_August Friedrich August Friedrich_Iv Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Karlowitz Schweden Schweden Rom Brandenburg Deutschland Holstein Seeland Kopenhagen Bleckingen Schweden Ludwigsxiv Brandenburg Sachsen Polen
94
Geschichte der neueren Zeit.
solche Niederlage, daß er sich nur mit 2000 Mann über den Dniepr
auf türkisches Gebiet retten konnte, wo er in Bender gastliche Auf-
nahme fand; 16,000 Mann wurden von den Russen gefangen, als
Sklaven in Rußland vertheilt oder in die uralischen Bergwerke ge-
schickt ; nicht ein Mann sah seine schwedische Heimat wieder.
Karl in der Türkei (1709—1714).
§ 243. Karl hoffte den Sultan zum Kriege gegen den Czareu
zu vermögen, und wirklich setzte sich ein großes türkisches Heer gegen
die Russen in Bewegung, als Peter sich 1711 durch den Hospodaren
Kantemir in die Moldau, wie Karl zwei Jahre vorher durch
Mazeppa in die Ukraine, verlocken ließ. Bald sah er sich mit seinem
40,000 Mann starken Heere von der türkischen Uebermacht am Pruth
eingeschlossen, rettete sich aber, indem er den geizigen und furchtsamem
Großwesir durch Geschenke und die Zusicherung, Asow zu räumen
sowie die Festungswerke Taganrogs zu schleifen, zum Frieden bewog
(19. Juli). Dennoch blieb Karl bis in den Herbst 1714 in der Türkei
immer in der Hoffnung, einen neuen Krieg gegen Rußland erregen zu
können; endlich eilte er unerkannt und nur von dem Obersten Düring
begleitet in 16 Tagen durch Ungarn und Deutschland nach Stral-
sund, dessen Belagerung der Feind bereits begonnen hatte.
Schweden von Dänemark, polen, Uußland, Lrandenburg und Hannover
angegriffen (1709—1718).
§ 244. Nach dem Sieg bei Pultawa eroberte Peter Livland,
Esthland und Kurland, setzte in Polen den König August
wieder ein, der den Krieg gegen Schweden erneuerte, wie dies auch
von Dänemark geschah, und griff hierauf Schwedisch-Pommern
an, betrat also deutschen Reichsboden. Der Kaiser, England und
Holland machten zwar Miene für Schweden einzuschreiteu, thaten je-
doch nichts, dagegen vertheidigte sich Schweden selbst mannhaft. Das
in Schonen gelandete dänische Heer schlug General Stenbock mit
einem Aufgebote von Bauern und zwang es zu eiliger Einschiffung;
dagegen sielen die Herzogtümer Bremen und Verden in die Ge-
walt der Dänen, das sächsisch-russische Heer eroberte Schwedisch-
Pommern bis auf Stralsund und Wismar, erlitt aber mit den
Dänen bei Gadebusch durch Stenbock eine blutige Niederlage. Der
Sieger schändete jedoch seinen Ruhm durch die Verbrennung Altonas
und wurde in Schleswig von der Uebermacht umringt und zur Erge-
bung genöthigt. Zur Rache für Altona verbrannte Peter Garz und
Wolgast (nicht gar lange nach den Mordbrennereien der Franzosen
am Rhein und in Schwaben); auch Hannover und Brandenburg
schloßen sich dem Bunde gegen Schweden an, was dem Könige von
Frankreich sehr zu statten kam (1715).
Karls letzte Thaten und Ende (11. December 1718).
§ 245. Karl verlor nach hartnäckiger Verteidigung Stralsund
sowie die Insel Rügen, worauf der Krieg hauptsächlich zur See,
aber nicht zum Vortheile Schwedens geführt wurde. Der von allen
Seiten angegriffene und von allen Bundesgenossen verlassene Schwe-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Peter Kantemir Karl Karl Karl Karl Peter_Livland August General_Stenbock Peter_Garz Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ukraine Obersten_Düring Ungarn Deutschland Lrandenburg Esthland Kurland Polen Schweden England Holland Schweden Schwedisch-
Pommern Stralsund Wismar Gadebusch Schleswig Altona Wolgast Franzosen
am_Rhein Schwaben Brandenburg Frankreich
48
Geschichte der neueren Zeit.
(1568); Johanns Ii. Sohn Sigismund (1592) war durch seine
Mutter Katharina, den letzten Sprößling der Jagellonen, zugleich
König von Polen und als solcher katholisch; in seinem Namen re-
gierte sein Oheim Karl, der Herzog von Südermanland, und eroberte
sich die Krone, indem er sich auf die Bürger und Bauern stützte, welche
dem Königthume und weil in der neuen Lehre geboren und erzogen der-
selben ergeben waren, während Sigismund den Adel und die Bischöfe
Karl ix. begünstigte (1598). Karl Ix. versagte oder vernichtete seine Gegner
^schwe-Uchen^ und begann mit Polen, Dänemark und Rußland Kriege, die er
Eroberungs- nicht beendigte und bei seinem Tode (1611) seinem (1594 gebornen)
kriege. Sohne Gustav Adolf hinterließ.
Dänemark (1520—1611).
§ 120. Der blutige Christian Ii. von Dänemark, der Schweden
verlor, versuchte in Dänemark die Reformation Luthers einzuführen,
wurde aber 1523 von dem Adel gestürzt. Sein Oheim und Nachfol-
ger Friedrich I., Herzog von Schleswig-Holstein, sowie dessen
Sohn Christian Iii. setzte jedoch die Reformation durch und Chri-
stian Iii. behauptete sich auch auf dem Throne mit Hilfe Gustav Wasas
Holstein,Da-und besiegte die Lübecker. Auch in Dänemark wie in Schles-
weg^'^Is- wig - Holstein wurde der katholische Glaube verboten , desgleichen in
lanv prote-Norwegen, das sich lange gegen die Reformation sträubte, ebenso in
stantlsch. Fsland, wo die Anhänger des katholischen Glaubens mit den Waffen
in der Hand fielen.
Polen.
K 121. Nach Polen hatte sich die neue Lehre in verschiedenen
Formen verbreitet und bei mehreren Großen und Edelleuten Schutz
gefunden; sämmtliche Parteien vereinigten sich zu Sandomir zu
einem Glaubensbekenntnisse und erhielten im Jahre 1573 Gleichberech-
tigung mit den Katholiken (pax dissidentium; zu den „Dissidenten''
wurden auch die nicht unirten Griechen gerechnet).
Drittes Kapitel.
Deutschland von dem Passauer Vertrage bis zum
dreißigjährigen Kriege (1555—1618).
Ferdinand I. (1555—1564).
§ 122. Ferdinand I. vermittelte, wie oben erzählt ist, den Passauer
Vertrag und den Augsburger Religionsfrieden und fuhr auch in diesem
Sinne als „erwählter römischer Kaiser" (nicht gekrönter) zu wirken fort, so
daß ihm auch die Protestanten niemals vorwarfen, daß er irgend einen
Artikel des Religionsfriedens verletzt habe, während er nicht verhindern
konnte, daß sie sich mehr als einmal über das reservatum ecclesiasti-
cum wegsetzten. Ferdinand richtete seine Bemühungen besonders darauf,
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Johanns Johanns Sigismund_( Katharina Karl Karl Sigismund Karl_ix Karl Karl_Ix Karl Gustav_Adolf Gustav Adolf Christian_Ii Friedrich_I. Friedrich_I. Christian_Iii Gustav_Wasas Gustav Ferdinand_I. Ferdinand_I. Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Polen Polen Schweden Dänemark Luthers Schleswig-Holstein Holstein Dänemark Schles- Holstein Polen Deutschland
Rußland und Preußen kommen empor.
99
Der österreichische Crbfolgekrieg (1740—1748).
8 258. Kaiser Karl Vi. starb am 20. Oktober 1740 und hatte
seine Tochter Maria Theresia zur Nachfolgerin, die bitter erfuhr, Reg. 1740
wie wenig sich die Mächte um die pragmatische Sanktion bekümmerten, 1780*
für welche ihr Vater so große Opfer gebracht hatte. Frankreich,
Spanien, Neapel, Bayern, Köln, Pfalz, Preußen und
Sachsen hatten sich nämlich bereits zur Zerstückelung Oester-
reichs verbündet, zum Vorwände aber dienten Karl Alberts von Bayern
Ansprüche auf die Erblande des Hauses Habsburg, die sich auf den
angeblichen Inhalt eines Testaments von Kaiser Ferdinand I. gründeten;
in dem Vertrage, den die Feinde Maria Theresias abschloßen, sollten
ihr nur Unterösterreich, Steyermark, Kärnthen, Krain und Ungarn blei-
den, der Kurfürst von Bayern aber zum Kaiser gewählt
werden. Die Zeit schien abermals gekommen, daß das Haus Habs-
burg gestürzt werde.
8 259. Der preußische König Friedrich Ii. fiel schon im Decem- Erster schle-
der in Schlesien ein und siegte am 10. April 1741 bei Molwitz sts»er Krieg
(unweit Brieg). Ein französisches Heer besetzte Vorderösterreich,
ein anderes vereinigte sich mit dem bayerischen unter der persönlichen
Anführung Karl Alberts, der in Oberösterreich eindrang und sich
zu Linz huldigen ließ, sich dann nach Böhmen wandte, in welches die
Sachsen eingefallen waren, mit seinem bayerisch-sächsisch-französischen
Heer das schwach besetzte Prag durch nächtlichen Ueberfall wegnahm
und sich im Dome mit großem Pomp als König von Böhmen die
Krone aufsetzte. Fast gleichzeitig wurde er in Frankfurt von den Kur-
fürsten (Hannover ausgenommen, welches 1692 die neunte Kur erhalten
hatte) zum Kaiser erwählt, als welcher er sich Karl Vii. nannte,
während ein preußisches und französisches Heer Hannover und Hol-
land zur Neutralität zwang und Rußland durch einen schwedischen
Krieg, den der französische Einfluß in Stockholm angestiftet hatte, von
einer Unterstützung Maria Theresias abgehalteu wurde. Höhnisch nann-
ten die Feinde die bedrängte Kaisertochter nur „die Großherzogin von
Toskana", sie aber rief ihre Völker zu den Waffen und in wenigen
Wochen stellten die Ungarn, Kroaten, Slavonier, die slavischen und
deutschen Bewohner der Alpenländer eine solche Streitmacht, daß nicht
nur Oesterreich von dem Feinde befreit, sondern Bayern besetzt
wurde. Dagegen erfocht Friedrich Ii. am 17. Mai bei Ehotusitz
oder Ezaslau einen Sieg, worauf ihm Maria Theresia im Frieden Friede von
zu Breslau Schlesien überließ. Darauf wurde das französische Heer Breslau 28.
in Prag eingeschloffen, rettete sich jedoch, als es schon auf das äußerste °u1
gebracht war, durch einen Ausfall über Eger nach Bayern, ein fran-
zösisch-bayerisches Heer wurde aber von Khevenhüller bei Brau-
nau geschlagen.
8 260. Im folgenden Sommer (27. Juli 1743) besiegte König
Georg Ii. von England mit seiner aus Hannoveranern, geworbe-
nen Schweizern und Hessen bestehenden sogenannten pragmatischen
Armee die Franzosen bei Dettingen (unweit Aschaffenburg) und
drang bis Lothringen vor, worauf England, Holland und Sar-
dinien, welchem ein Stück der Lombardei versprochen wurde, mit
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Alberts_von_Bayern
Ansprüche Karl Ferdinand_I. Maria_Theresias Maria Theresias Friedrich_Ii Friedrich Karl_Alberts Karl Karl_Vii Karl Maria_Theresias Maria Theresias Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Georg_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Neapel Bayern Sachsen Oester- Habsburg Krain Ungarn Bayern Schlesien Molwitz Brieg Oberösterreich Sachsen Frankfurt Hannover Stockholm Ungarn Oesterreich Ehotusitz Breslau Breslau Prag Bayern England Hessen Dettingen Aschaffenburg Lothringen England Holland
Rußland und Preußen kommen empor.
101
Der siebenjährige Krieg (1756—1763).
§ 263. Maria Theresia war fest entschossen das ihr entrissene
Schlesien wieder zu erobern und es gelang ihr ein großes Bünduiß
gegen Friedrich Ii. zu Stande zu bringen. Sachsen, Polen, Ruß-
land und Schweden bedungen sich ein wohlgelegenes Stück des
preußischen Königreichs aus, selbst Frankreich gab seine ererbte, auf
die Zertrümmerung der österreichischen Macht gerichtete Politik auf
und schloß mit Oesterreich ein Bündniß.
8 264. Friedrich Ii. war von den Entwürfen seiner Feinde durch
bestochene Sekretäre genau unterrichtet, daher wartete er nicht ab, bis
sie ihre Rüstungen vollendet hatten, sondern überfiel im Herbst 1756
Sachsen, schlug am 1. Oktober das österreichische Heer unter
Brown bei Lowositz zurück und zwang dadurch das bei Pirna ver-
schanzte sächsische Korps von 17,000 Mann zur Ergebung. Friedrich
steckte die sächsischen Soldaten unter sein Heer, rekrutierte in Sachsen
und beutete das Land regelrecht aus.
Schlachten bei Prag, Kolliu, Hastenbeck, Großjägerndorf,
Roßbach, Leuthen (Mai bis December 1757).
§ 265. Im folgenden Frühjahre begann der Krieg in seinem gan-
gen Ernste; Friedrich Ii. hatte England zum Bundesgenossen, das mit
Frankreich wegen der Gebietsgränzen in Nordamerika zerfallen
war, Frankreich wurde dagegen von Spanien unterstützt (Bourbon-
scher Familien - Vertrag 1761); ferner standen auf Friedrichs Seite
Hannover, Braunschweig, Hessen-Kassel, Lippe und Go-
tha, dagegen wurde er wegen seines Angriffs auf Sachsen in die
Reichsacht erklärt und ein Neichsheer gegen ihn aufgeboten.
§ 266. Friedrich siel in Böhmen ein, siegte in der blutigen
Schlacht bei Prag (6. Mai), wurde aber am 18. Juni von dem
Feldmarschall Daun bei K oll in geschlagen und mußte Böhmen
räumen. Das englisch-hannoversche Heer unter dem Herzog von Kum-
berland verlor die Schlacht bei Hastenbeck (26. Juli) und sollte
nach der Konvention von Seeven auseinander gehen, König
Georg Ii. anerkannte dieselbe aber nicht und der Herzog Ferdinand
von Braunschweig, der im Westen den Oberbefehl erhielt, wußte den
französischen Feldherrn fast denselben Respekt wie Friedrich Ii. selbst
einzuflößen.
Unterdessen waren die Russen in Preußen eingefallen, raubten,
brannten und schleppten viele tausend Kinder nach Rußland in die Leib-
eigenschaft; einen Angriff des Generals Lehwald auf ihre Stellung
bei Großjägerndorf (unweit Insterburg in Ostpreußen) wiesen sie
durch ihre Uebermacht blutig zurück.
8 267. Im Spätherbst rückte die französische Armee unter dem
Prinzen Soubise und die Reichsarmee uuter dem Herzog von
Hildburghausen in Sachsen ein, wurde aber bei Roßbach (5. Novem-
der) von dem preußischen Heere auseinander gesprengt; die Reiterei
unter Seydlitz hatte so gut vorgearbeitet, daß nur sieben Bataillone
unter dem persönlichen Befehl des Königs zum Feuern kamen. Von
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Georg_Ii Ferdinand
von_Braunschweig Ferdinand Friedrich_Ii Friedrich Lehwald
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Polen Schweden Frankreich Oesterreich Sachsen Pirna Sachsen Prag Roßbach England Frankreich Nordamerika Frankreich Spanien Friedrichs Braunschweig Hessen-Kassel Sachsen Prag Insterburg Hildburghausen Sachsen
102
Geschichte der neueren Zeit.
Roßbach wandte er sich mach Schlesien, wo die Oesterreicher bei Moys
(7. September) und Breslau (22. November) gesiegt hatten, aber
bei Leuthen gewann der König (5. December) die glänzendste Schlacht
des ganzen Krieges und damit wieder die bei Kollin verlorene Ueber-
legevheit im Felde.
Schlachten bei Krefeld, Zorndorf, Hochkirch, Minden, Kay,
Kunersdorf, Landshut, Liegnitz, Torgau (1758—1762).
8 263. In dem Feldzuge des folgenden Jahres trieb Ferdinand
von Braunschweig (23. Juni) die Franzosen durch den Sieg bei Kre-
feld zurück, aber die Russen besetzten die Provinz Preußen, und
drangen über die Oder in das Herz des preußischen Staates vor.
Friedrich hatte Mähren angegriffen, doch der treffliche Gideon
Laudon nöthigte ihn zur Aufhebung der Belagerung, indem er ihm
alle Zufuhr abschnitt. Friedrich wandte sich jetzt gegen die Russen, *
die ihn durch ihre Verwüstungen furchtbar erbittert hatten; daher be-
fahl er bei Zorndorf (26. August) keinen Pardon zu geben, was
die Russen in solcher Weise erwiederten, daß der König den Sieg mit
einem Verluste von 11,000 Todten und Verwundeten erkaufte, während
die Russen über 20,000 verloren. Sie zogen sich zurück, daher konnte
der König den Oesterreichern in der Lausitz die Stirne bieten; in der
Meinung, die österreichischen Heerführer werden nach bisheriger Uebung
seinen Angriff abwarten, bezog er einen ungeeigneten Lagerplatz bei
Hochkirchen, wurde aber (14. Oktober) von Daun und Laudon
überfallen, so daß er 9000 Mann und alles Geschütz verlor.
8 269. Einen noch größeren Glückswechsel brachte das Jahr 1759.
Am 13. April siegten die Franzosen unter Broglie bei Bergen (unweit
Frankfurt), am 1. August aber gewann Ferdinand von Braunschweig einen
glänzenden Sieg bei Minden. Auf der anderen Seite waren die Russen
wieder gegen die Oder vorgerückt, hatten den General Wedell bei
Kay (23. Juli) geschlagen und sich mit 20,000 Oesterreichern unter
Laudon vereinigt. Am 12. August griff der König das feindliche Heer
bei Kunersdorf (unweit Frankfurt a. d. O.) an, wurde aber mit
einem Verluste von 20,000 Mann geschlagen und wäre verloren gewe-
sen, wenn der russische Feldherr Soltikow sich nicht unthätig verhal-
ten und jede gemeinschaftliche Operation mit den österreichischen Feld-
herrn zurückgewiesen hätte. So allein wurde es dem Könige möglich, seine
Streitkräfte wieder zu sammeln, aber er verlor (21. November)
10,000 Mann, welche sich unter General Fink bei Maren gefangen
gaben, sowie Dresden, das er nicht wieder zu erobern im Stande war.
Im folgenden Jahre (1760) vernichtete Laudon (23. Juni) bei Lands-
hut im Riesengebirge ein preußisches Korps von 8000 Mann unter
Fouquet, nahm die Festung Glatz, wurde aber von dem König
bei Li eg ni tz (15. August) geschlagen. Am 3. November gewann
Friedrich Ii. nach hartem Kampfe die Rettungsschlacht bei Torgau,
welche der Reitergeneral Ziethen bei anbrechender Nacht entschied.
Dennoch hätte Friedrich Ii. unterliegen müssen, wenn die russischen
Heerführer mit den österreichischen zusammengewirkt hätten; da befreite
1762 am ihn der Tod der russischen Kaiserin Elisabeth von einer erbitterten
ö.zanuar. Feindin, und Kaiser Peter Ui., sein Bewunderer, ließ das russische
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
Extrahierte Personennamen: Kay Ferdinand
von_Braunschweig Ferdinand Friedrich Friedrich Gideon
Laudon Friedrich Friedrich August August Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Kay_( August Soltikow Fink Glatz August Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Elisabeth Peter_Ui
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Krefeld Hochkirch Minden Landshut Liegnitz Torgau Daun Frankfurt Minden Frankfurt Dresden Torgau